Offener Aufruf 2025

WIENWOCHE 2025: „Breathe again”

Offener Aufruf zur Projekteinreichung bis Freitag, 13. Dezember 2024
Die ausgewählten Projekte der WIENWOCHE 2025 finden von 12. bis 21. September 2025 statt.

Was hindert euch daran, ein Leben ohne Fesseln auf diesem Planeten zu führen?

Die Kraft der Menschen ist in den Klauen des Imperialismus gefangen. Indem er das Recht auf Eroberung und Ausbeutung erfindet, durchsetzt und legitimiert, erschöpft der Imperialismus die Energie von Menschen und Natur und atomisiert die Entrechteten. Die Herrschaft der Gewalt verankert die Ausbeutung und die Privatisierung der Commons.

Das öffentliche Interesse wird privatisiert und gegen die beitragende Gesellschaft gerichtet. Es gibt kein Vertrauen in politische Teilhabe, wenn sich die Herrschaft hinter Repräsentation verbirgt. Der Imperialismus tarnt sich als wohlwollender Traum. Das Wissensmonopol und die Vereinnahmung widerständiger Infrastrukturen verbrennen Alternativen zur Asche und lässt die Verwundeten durch den Rauch atmen.

Die aus der Asche wachsende, befreiende Welt pulsiert voller Trotz und bringt die imperialen Mauern immer weiter zum Einsturz. Mehrere Risse kommen zusammen und vereinen sich zu kollektiver Widerspenstigkeit. Zerbrich die Ketten!

Geschichtsphantasien und Alltagsrassismen

Die alltägliche imperiale Mentalität der österreichischen Regierungsgesellschaft schleicht sich auch in das (national)progressive Spektrum. Dieses Erbe fühlt sich sicher, kuschelig und süß an, vor allem, wenn es in Schweigen und Auslöschung gehüllt ist. Die Überlegenheit der selbstvergessenen Verbündeten wird normalisiert und in struktureller Hegemonie verankert, welche die koloniale Vergangenheit der Mehrheit beeinflussen. Nostalgie für die harmonische supranationale, multikulturelle, innerlich kolonisierende Donaumonarchie und selbstbeweihräuchernde Erinnerungskultur. Das Herz des westlich-zentrischen Weißseins. Die Pflege von Tod und Nekro-Obsessionen.

Die verlogene Wärme der Kultur

In welchen Sprachen drückt ihr eure Realitäten und Träume aus? Kultivierung und zivilisatorische Missionen gehen weiter. Die Welt mit österreichischer Kultur zu erobern, mag wie ein geistreicher Slogan zur Stärkung des nationalen Selbstwertgefühls erscheinen, erzwingt aber die Instrumentalisierung der Kultur als Mechanismus des Regierens. Mit der Auferlegung einer unhinterfragten, aber ultimativen Weltanschauung setzt das stets aktuelle populistische Motto "In Vielfalt geeint" die Herrschaft über den kollektiven Körper des Widerstands durch.

Hinter den vergoldeten Fassaden verbergen sich skelettierte Überreste. Die Institutionen verdienen weiter an kolonialer und faschistischer Plünderung, während stabil finanzierte Institutionen Diversität zur Ware machen, um ein falsches Gefühl der Zugangsgleichheit aufrechtzuerhalten. Kuriositätenkabinette sind veräußerlich, dennoch ist die befreite Welt nicht profitabel.

Wenn sie nicht absichtlich ausgelöscht werden, werden Migranten- und Diasporakulturen nur angeeignet, um ihre ständige Neuerfindung zu fordern. Die Logik der neoliberalen Diversity-Show ist eine beleidigende Art und Weise, Fähigkeiten und Wissen aus bereits mehrfach belasteten, prekären Positionen herauszuziehen. Solche klassenbezogenen und rassistischen Maßnahmen führen zu Erzählungen von Gehorsam, Selbstkolonisierung und Zensur.

Der grüne Wandel ist grüner Kolonialismus

Die Extraktivismus-Herrschaft hat planetarische Folgen. Koloniale Steuern, niedrige Mineralienernten und Steuervergünstigungen für Freizonen werden im Namen des selbst auferlegten grünen Wandels als strategische Partnerschaften getarnt.

Das Argument des geographisch benachteiligten EU-Binnenmarktes ist eine stumpfe Ausrede, um das Erbe der Rohstoffexploration und -förderung aus den so genannten Drittländern oder überseeischen Ländern/Gebieten aufrechtzuerhalten. Der gutgläubige Neo-Imperialismus soll die Versorgungssicherheit der EU stärken, indem er die Förderung im öffentlichen Interesse, das auf das Wohlergehen seiner Bürger*innen ausgerichtet ist, durchsetzt.

Der Preis der Freiheit

Wie können Menschen radikal ehrlich bleiben, während sie existenziell abhängig sind? Wie können Menschen kollektive Widerstandskörper aufrechterhalten, wenn sie gezwungen sind, sich als untergeordnet oder gut verdaulich zu verstehen und darzustellen, um im System zu überleben? Das kollektive gegenhegemoniale Gedächtnis bewegt sich zwischen Widerstand und Kompliz*innenschaft und fördert radikale Vorstellungskräfte.

Wie verhindern wir, dass wir in hegemonialer Konformität enden und die gleichen alten Unterdrückungsmuster widerspiegeln, die wir geerbt haben? Welche historischen, sozialen und ökologischen Ungleichheiten können wir entlarven, ohne die aufgezwungenen Modelle der Systemkritik zu übernehmen? Kolonialismus, Kapitalismus und Imperialismus müssen transformiert werden, indem Infrastrukturen der Erinnerung und des Respekts (immer wieder) aufgebaut werden.

Die globale Organisation der Enteigneten besteht in Form von transnationalen Freund*innenschaften und historischen Solidaritäten fort. Es ist nie zu früh, den antiextraktivistischen Kampf um Land als globales Gemeinsames zu begreifen! Der sozial-ökologische Kampf ist eine treibende Kraft des revolutionären Wandels!

Lebendige und nachhaltige Infrastrukturen des Widerstands werden nicht ruhen.
Bis wir frei atmen.
Wieder.

Hard facts

Abgabetermin: Freitag, 13. Dezember 2024

Die ausgewählten Projekte der WIENWOCHE 2025 finden vom 12. bis 21. September 2025 statt.

Bitte senden Sie uns:

  • Projektbeschreibung (max. 2 A4 Seiten) Profile der Teilnehmer*innen und deren Aufgaben im Team
  • Informationen über die Orte und Räume, die Sie bereits für Ihre Projekte ins Auge gefasst haben
  • Benennung der Zielgruppen und Communities, die angesprochen werden, und wie diese mit dem Projekt erreicht werden können
  • Kalkulationen (Bitte das Formular BUDGET ausfüllen)
  • Visuelles Material

Sprachen: Deutsch, Englisch (Wenn die Bewerbung in anderen Sprachen eingereicht wird, bitten wir um kurze vorab Benachrichtigung). Unser Team spricht auch BKS, Spanisch, Portugiesisch und Schwedisch.

Was wir suchen

  • Hybride Formate zwischen politischer Aktion und künstlerischer Arbeit, Diskurs- und Wissensproduktion
  • Zusammenarbeit von Aktivist*innen/Künstler*innen/Artivist*innen; Kooperationen zwischen verschiedenen Initiativen/Aktionsgruppen; transdisziplinäre (künstlerische) Forschungsteams
  • Gemeinschaftsprojekte; respektvoller, fürsorglicher und partizipativer Austausch mit lokalen Gemeinschaften
  • Projekte, die das Potenzial haben, für die Gemeinschaften relevante Infrastrukturen zu schaffen
  • Projekte in nicht-institutionellen, Off- und Alternativräumen, öffentlichen Räumen, Projekte, die institutionelle Präsentationen herausfordern/hinterfragen
  • Projekte, die sich auf spezifische Orte von historischer und kultureller Bedeutung in Wien beziehen
  • Projekte, die das Erbe anderer Initiativen respektieren und weiter ausbauen

Wer kann sich bewerben?

  • Kollektive, Aktionsgruppen und kooperierende Einzelpersonen
  • Personen aller Geschlechter, sozialer Gruppen und Hintergründe, die in Wien leben und arbeiten

Bewerbungsmodus

  • Projekte mit einem Budget zwischen 15.000 und 20.000 EUR

Falls ihr uns einen Vorschlag mit einer geringeren als die vorgeschlagene Summe zusendet, können die Festival-Kurator*innen vorschlagen, euer Projekt mit einem anderen Projekt zusammenzulegen. In diesem Sinne ist es besser, wenn ihr euch vor der Einreichung des Vorschlags nach Mitstreiter*innen umseht.

Wie wir arbeiten

  • Die WIENWOCHE schafft einen Rahmen mit vorgeschlagenen Fristen und Anforderungen.
  • Die Projekte müssen die vom Festivalteam vorgeschlagenen Fristen einhalten.
  • Es werden 3 Treffen mit allen ausgewählten Projekten und dem WIENWOCHE-Team stattfinden. Individuelle Treffen sind je nach Bedarf und Klarheit des Projekts möglich.
  • Die künstlerische Leitung und die Co-Kuratorin der WIENWOCHE werden mit den Projekten an deren Konzept, Budget, Formaten und Orten arbeiten und sich mit ihnen austauschen. Die Projekte sind offen für Vorschläge, Diskussionen und weitere Kooperationen.
  • Die Projekte sind offen für Terminvorschläge der künstlerischen Leitung und der Kuratorin in Bezug auf das Festivalprogramm und die Anzahl der geplanten Veranstaltungen.
  • Die Projekte stellen ihr eigenes Team für Konzeption/Redaktion, Presse/Soziale Medien, Produktion und Finanzen zusammen und geben deren Namen im Budgetvorschlag an.
  • Die Projekte bewerben ihre Veranstaltungen und nehmen an allen Austausch- und öffentlichen Festivalprogrammen teil.
  • Die WIENWOCHE wird ökologisch nachhaltige Events durchführen und bittet euch, die Kriterien auf der folgenden Website zu überprüfen: https://www.oekoevent.at/.

Infoveranstaltung

Offene Online-Informationsveranstaltung zum Open Call „Breathe again“ / WIENWOCHE 2025

Dienstag, 12. November 2024, 16:00 – 18:00 Uhr

Zoom Meeting: https://us06web.zoom.us/j/87536926076?pwd=3zbbTwgANmuKRd7P9GZJI5HvyaN1b2.1

Meeting-ID: 875 3692 6076 | Kenncode: 271113

Auswahlverfahren

  • Die Projekte werden von einer Jury (3 externe Mitglieder, künstlerische Leitung und Vorstand) ausgewählt.
  • Die Informationen über die öffentliche Jurysitzung werden an alle Bewerber*innen weitergegeben und die Veranstaltung konzentriert sich auf für das Festival potentiell interessante Projekte.
  • Nach der Vorauswahl führt das WIENWOCHE-Team Interviews mit potentiell interessanten Projekten durch.

Öffentliche Jurysitzung

Die öffentliche Jurysitzung ist für den 28. Januar 2025 geplant.
Weitere Details folgen.

Externer Beirat

Daniel Romuald Bitouh ist promovierter Literatur- und Kulturwissenschaftler, Lektor für afrikanische Literatur, Deutsch- und Französischlehrer. Seit 2014 ist er Leiter von AFRIEUROTEXT sowie Gründer und Leiter der AFRIEUROTEXT Buchhandlung. Autor der Monographie „Ästhetik der Marginalität im Werk von Joseph Roth. Ein postkolonialer Blick auf die Verschränkung von Binnen- und Außerkolonialismus“. Er war auch verantwortlich für die Konzeption und Umsetzung der jährlichen Kitong Kiass-Symposien-Reihe, sowie der Gründer einer Berufsausbildungsschule für junge Frauen und Männer in Jaunde/Kamerun, welche im Jahr 2020 in Betrieb genommen wurde.

Christine Braunersreuther studierte nach einer Ausbildung zur Chemielaborantin und Tätigkeiten als Lokal- und Kulturjournalistin Museumskunde an der FHTW Berlin, sowie Museumspädagogik an der Ruhr-Universität Bochum und promoviert derzeit zu ›Möglichkeiten der (Re)präsentation transnationaler Care-Arbeit‹ am Labor für kritische Migrations- und Grenzregimeforschung des Instituts für Kulturanthropologie der Universität Göttingen. Sie arbeitet als Kuratorin, Journalistin, Lektorin für Ausstellungstheorie und als Lehrkraft für Kunst und Gestaltung an einer Mittelschule.

Zoraida Nieto, geboren in Caracas, Venezuela, ist eine Kultur- und Sozialanthropologin, Medienkünstlerin und feministische politische Aktivistin. Sie hat zahlreiche Feldforschungen in Venezuela von 1997 bis 2024 durchgeführt. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Geschlechterforschung in den Bereichen sexuelle und reproduktive Rechte, Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Arbeitsteilung sowie Menschenrechte. Darüber hinaus forscht sie weiter zu Matriarchatsideologien und Armutsbekämpfung. Aktuell beschäftigt sie sich mit den Autokratie-Entwicklungen in Venezuela, mit Machismo - und Armutskulturen sowie mit mütterzentrierten, häuslichen Familien - und Gesellschaftsstrukturen in der Karibik.

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