Working class ecologies
Der alltägliche Gebrauch von Plastikprodukten, nicht nachhaltiger Kleidung und eine Ernährung, die auf billigen importierten Lebensmitteln basiert, ist für viele eine unvermeidliche Realität. Die Präferenzen der Menschen mit geringem Einkommen werden durch eine Reihe von Bedingungen wie einen restriktiven Arbeitsmarkt, Bildungsdiskriminierung und systematische Unterdrückung aufgrund von Einkommen, Staatsbürgerschaft, Rasse, Geschlecht und Fähigkeiten geprägt.
Der Kampf ums Überleben und um die Erhaltung des eigenen und des Lebens anderer wird in Zeiten von Gesundheits- und Energieversorgungsunsicherheiten sowie Lebensmittelknappheit zu einer ernsten Aufgabe. Obwohl die Auswirkungen der Krise proportional zur Position in der sozialen Hierarchie sind, ist das Leben aller Menschen auf dem Planeten mehr oder weniger stark betroffen.
Die jüngste Pandemie förderte die weitere Prekarisierung der arbeitenden Menschen, von denen viele ihre eigene Gesundheit riskierten, indem sie wichtige und unersetzliche Aufgaben im Dienstleistungs- und Gesundheitssektor übernahmen. Als wir sahen, wie Rehe, Wildschweine und Delphine den städtischen Raum eroberten, gab es eine Illusion der positiven Auswirkungen des Lockdowns. Die Hyperdigitalisierung der Arbeitskräfte verursachte jedoch die gleiche Menge an Kohlenstoffemissionen wie der Luftverkehr. Andererseits führten die anhaltenden Kriege und militärischen Konflikte in und außerhalb Europas erneut zu einer Dystopie und offenbarten Ungleichheiten zwischen den Vertriebenen aufgrund ihrer Herkunft und Nationalität. Während die Industrie für fossile Brennstoffe die ungleiche Verteilung der Ressourcen steuert, schafft der militärisch-industrielle Komplex seine eigene Wirtschaft auf Kosten der Energie und Lebenskraft derjenigen, die keine andere Wahl haben, als zu produzieren.
Die 11te Ausgabe der WIENWOCHE versammelt transdisziplinäre Teams
von Künstler:innen, Kulturarbeiter:innen, Kunstvermittler:innen, Kurator:innen und Aktivist:innen, die sich mit einer Vielzahl von Themen auseinandersetzen, die mit ihrer Lebenserfahrung zu tun haben. Wir werden sozial engagierte Mode aus Zrenjanin, Serbien, einer Stadt ohne Leitungswasser, sehen, etwas über das Recht auf angemessenen Wohnraum, die gemeinsame Trauer um verlorene Gebäude in Wien und einer Bergbaustadt in Schweden, die Kriminalisierung und lebensmittelbedingte Exotisierung der zweiten Generation asiatischer GastarbeiterInnen sowie die unsichtbare und unterbezahlte Arbeit mittel- und südosteuropäischer Pflegekräfte erfahren. Während sich ein Projekt mit den zerstörerischen Bedingungen der Fast-Fashion-Industrie und der Transformation von linearen zu zirkulären Produktionsmodellen befasst, liegt der Fokus in einem anderen Projekt auf dem Haus/Heim als Konzept, das Ökonomie und Ökologie verbindet, und unterstützt die antikoloniale Intervention rassifizierter Körper an den historischen Orten Wiens.
Während der Pandemie entstand ein Hauch von kollektiver, momentaner Solidarität, die durch die Invasion erneut aktualisiert wurde, wenn auch auf selektive und ungleiche Weise. Sowohl der Mensch als auch das Mehr-als-menschlige leiden unter dem expansionistischen und erschöpfenden Charakter des kapitalistischen Teufelskreises. Das Festival bietet eine Plattform für die öffentliche Diskussion über kollaborative, dezentralisierte, universalistische, intersektionale, transnationale und generationenübergreifende Modelle, Formen und Visionen der friedlichen Koexistenz. Wie können wir das Vernachlässigte und Unsichtbare anerkennen und den gemeinsamen revolutionären Kampf um das Überleben auf dem Planeten stärken? Wie schaffen wir ein Umfeld der Wertschätzung und eines unvoreingenommenen Austausches?