WIENWOCHE

Festival für Kunst und Aktivismus

12.–21.09.2025 Wien, Österreich

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  • © Arye Wachsmuth, 2008, DER REFLEXIONSSPIEGEL III (Was habt ihr den ganzen Morgen lang getrieben?), Fotomaterial freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Bundesdenkmalamt, Wien | © Postergestaltung: WIENWOCHE/Kora Reichardt

Kuratorisches Statement

Wir leben im Zeitalter der Imperien. Unipolar, multipolar - noch immer imperial. Die Mächte diversifizieren sich, aber die Infrastruktur der Kontrolle bleibt bestehen. Von Versklavung, Zwangsarbeit und Knechtschaft bis hin zu Gastarbeit, illegalisierten und inhaftierten systemrelevanten Arbeitskräften - das Verhältnis bleibt ausbeuterisch. Jahrhundertelang haben wir unbezahlt gearbeitet - jetzt arbeiten wir umsonst. Unsere in Anspruch genommenen Energien erhalten die Imperien. Wir halten sie am Leben. Ohne Raum zum Atmen. Kein Leben, keine Freiheit.

Mit der Welt verbunden zu sein bedeutet, am militärisch-industriellen Komplex ausgerichtet zu sein. Das ultimative Ziel - die Verteidigung der neoliberalen Weltordnung. Freund*innen sind an die erzwungene Freiheit gebunden, die Lasten der Aufrüstung zu verteilen. Freiheit hat sich in ein Instrument der Einschüchterung, des Zwangs und der Demagogie verwandelt.

Wieder werden Strategien breiter Bündnisse vom Kapital untergraben. Ein weiteres Geschäftsmodell: Freundschaft ist zeitgebunden, untrennbar von Investitionen und Zinsen. Unter dem Einfluss wechselnder Kapitalströme treffen ehemalige Verbündete in Handelskriegen aufeinander. Der Wettlauf des Kapitals schürt wachsende Feindseligkeit zwischen den Siegenden des letzten Weltkriegs, wobei das gemeinsame Erbe des Antifaschismus selektiv ausgelöscht wird. Unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung wird die Agenda zur Erhaltung der liberalen Demokratie von den extremen Rechten aufgegriffen.

Wir sind betäubt von Gleichgültigkeit gegenüber dem normalisierten und systematisierten Tod und der Logik der Unterdrückung.

Systeme leben von der Illusion, dass es keine Ideologie mehr gäbe, während die Rechtsextreme einem verzerrten Magnetismus gleich von der Linken angezogen wird - Nationalist*innen geben antiimperialistische Parolen von sich, die extreme Rechte etabliert ihre Forderungen erfolgreich, untergräbt die Wirtschaftsmodelle der Linken, kapert radikale Alternativen und Kämpfe gegen rassifizierten Kapitalismus. Die sich selbst widersprechende Linke steht an einem Scheideweg, gefangen zwischen Liberalisierung und Nationalisierung, während der notwendige Brückenschlag zwischen antifaschistischer und dekolonialer Weltgestaltung eine unvorstellbare Utopie bleibt.

In ihrer Jagd nach Arbeitskräften und Rohstoffen setzt die EU strategisch auf einen grünen Kolonialismus. Gemeinsam mit sprachloser stummer Repression gegen soziale Bewegungen wird der Komfort ihrer Bürger*innen durch Abschiebungslager an der europäischen Peripherie aufrechterhalten. Entlang der Linien der Imperien sind die Wege vorgegeben. Schichten über Schichten historischer Ablagerungen tragen sie mühelos. Zwischen Selbstviktimisierung und proklamierter Neutralität behält Österreich sorgsam die Idee des vorauseilenden Gehorsams bei. Die Underdog-Mentalität ist ansteckend und breitet sich aus wie ein Riesenbärenklau. Unschuldig willkommen geheißen, kommen die Leichen hinter den vergoldeten Fassaden wieder zum Vorschein. Hinter der monetarisierten imperialen und (post) nazistischen Vergangenheit tauchen die Zugang bewachenden Nachfahr*innen der Unterdrücker*innen auf. Die globale Mehrheit teilt die gegenwärtigen, gemeinsamen Vergangenheiten ineinander greifender, unbedeutend gemachter planetarischer Untröstlichkeiten, die egalitäre Ausrichtungen fördern, die auf der Repatriierung von Geraubtem auch jenseits von Arbeit und Kapital beruhen. Die kurzfristigen kolonialen Expansionsphantasien der Donaumonarchie über den Indischen und Südatlantischen Ozean und das Mittelmeer endeten nicht mit der Annexion von Bosnien und Herzegowina und Prozessen der inneren Kolonisierung, sie bestehen in verschiedenen Formen des verherrlichten Gedenkens fort. Kein Wunder, dass wir auf den Prinzipien hängen geblieben sind!

Still und standhaft stehen wir vor der Klippe
Lungen voll mit Bergbaustaub,
Mikroplastikgewebe
Das Feuer donnert doch vergebens,
die Höllengrube bröckelt

Haltet den schweren Atem an
und überschreitet das Bekannte
Wir haben nur Welten
und atembare Zukünfte zu gewinnen

Jelena Micić

Araba Evelyn Johnston-Arthur

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