Fences, Insects, Embroideries (Material Communities)
Curated by: Karin Reisinger
WIENWOCHE
Wer macht die Arbeit, damit dieser Text am Laptop geschrieben werden kann, Daten weiterhin fließen, unsere Wohnungen geheizt werden, unsere Monumente, Häuser und Industrien gebaut (oder zerstört) werden und unser Wohlstand wächst? Das globale Netzwerk für die Versorgung mit Material und Energie muss im Angesicht kontinuierlicher Grausamkeiten neu gedacht werden. Die Details und gleichzeitig globale Verbindungen (mit)denkend, geht die Ausstellung auf die komplexen Verstrickungen von Ausbeutung ein.
WER VERRICHTET DIE ARBEIT?
Für manche ist die Arbeit im Ressourcenabbau der einzige Weg zu überleben, paradoxerweise für diejenigen, deren Umwelt genau in diesem Prozess zerstört werden. Ausbeutung hat andauernde koloniale Verhältnisse und nachhaltige Hierarchien produziert.
Wie können ‚wir‘ in anhaltenden Zeiten von Rassismen und Sexismen mit ihren toxischen Narrativen über mehr-als- menschliche Arbeit nachdenken?
Ohne die Handlungsfähigkeiten von Wasser, Steinen, Bienen, Bäumen und Vögeln gäbe es nichts zu tun. Menschen tragen Steine, aber Steine tragen Gewicht. Welche Steine, wessen Steine, von wem bewegt? Und, in wessen Lungen landen sie als Staubablagerungen, mit Schleim vermengt? Vögel, Insekten und Bäume bewerkstelligen die Aufforstung, nachdem die Erde umgegraben und ausgebeutet wurde. Wie werden die mehr-als-menschlichen Lebewesen in den ausgebeuteten Landschaften zusammenkommen?
WER GEHÖRT ZUR GEMEINSCHAFT?
Dem Material sowie den Followern des Materials zu folgen, und dabei zumindest eine Weile bei ihren Anliegen zu bleiben, führt oft zu überraschenden Naturkulturen (unbezahlter) Care Arbeit, Liebe, und der enormen Arbeit, inmitten von ausgebeuteten Zonen radikal zu bestehen. Stickereien dokumentieren den verlorenen Lebensraum und schaffen zugleich Gelegenheiten zum Zusammenkommen, um Geschichten von Trauer und Freude zu teilen. Gemälde erhalten die sorgsam gewählten Farben der Häuser bevor sie abgerissen werden und Platz für weiteren Abbau machen. Zeugnisse von radikaler Beständigkeit und Vergnügen können an unerwarteten Orten auftauchen, gemeinsam mit den prekären Arbeiten des Heilens.
Eine Beziehung zu zerstörten und beschädigten Welten herstellend, blickt die Ausstellung darauf, wie Material bewegt, zerstoßen, zerkleinert und verwendet wird, um weiteres Material nutzbar zu machen. Sie stellt einen Raum zur Verfügung, um gemeinsam darüber nachzudenken, wie wir auf die komplexen Ökologien der mehr-als- menschlichen Gemeinschaften lithischer Arbeiten antworten können, während sich diese stets neu formieren zum Vorteil derer, die weit weg leben, nämlich hier.
Die Ausstellung korrespondiert mit dem Forschungsprojekt ‚Zwei Erzberge: Feministische Ökologien räumlicher Praktiken,‘ Karin Reisinger, Akademie der bildenden Künste Wien.
Exhibition contributors: Rehema Chachage, Lisa Hinterreithner, Karin Hojak-Talaber, Sepideh Karami, Dariia Kuzmych, Sara Lanner, Ernst Logar, Malmnedles / Handarbetscafé Gällviare-Malmberget, Katarina Pirak Sikku, Alexander Rynéus & Per Bifrost, Asha Sumra, Miriam Vikman
Production support: Mo Hartmann, Halina Rahdjian, Ilvy Reisinger
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