Feminist Cross Stitch Club
Concept: Viktoria Ratasich
WIENWOCHE
Der Feminismus hat schon alles erreicht – von wegen! Gerade Zeiten
wie die Pandemie halten uns vor Augen, dass soziale Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten weiterhin bestehen. Der Zwang, zu Hause zu bleiben, verstärkt patriarchale Strukturen und führt oft zu häuslicher Gewalt. Plötzlich müssen neben dem beruflichen Alltag/dem Studium die eigenen Kinder unterrichtet und für Ältere gesorgt werden. Diese Zusatzaufgaben belasten meist Frauen und Mütter. Durch die Isolation im privaten Raum fehlt der Austausch mit Gleichgesinnten. Man fühlt sich mit seinen Problemen allein gelassen und leidet unter der fehlenden Unterstützung der Gemeinschaft. Zusätzlich mangelt es den Pflege-, Unterhalts- und Hausarbeiten an Wertschätzung. Die Pandemie verstärkt die Unterrepräsentation dieser Berufsgruppen – es braucht einen öffentlichen Diskurs über diese unbezahlten Dienstleistungen. Neben Protestbewegungen kann Widerstand auch im Alltag und im privaten Bereich ausgeübt werden – es gilt: Auch ein stiller Protest ist ein lauter Protest! Feminist Cross Stitch Club gibt Raum für den Austausch mit Mitmenschen. Die Kommunikation mit anderen lässt erkennen, dass man nicht alleine mit seinen Herausforderungen und Ungerechtigkeiten ist.
Feminist Cross Stitch Club versucht Personen Raum für einen gemeinsamen Austausch zu bieten. Gemeinsam wird in Form eines Workshops das Bewusstsein für Emanzipation gestärkt. Auf bereitgestellte, gehäkelte Flächen werden Slogans gestickt. Diese haben ebenso wie die verwendeten textilen Techniken eine lange Geschichte. Feminist Cross Stitch Club sieht gehäkelte und bestickte Flächen als Symbol für die generationsübergreifende Unterdrückung der Frauen. Vermeintlich alte feministische Forderungen erscheinen heute sehr aktuell und notwendig. Durch das Sichtbarmachen sozialer Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten kann die Reproduktion von patriarchalen Stereotypen sowie Strukturen verhindert werden. Die Stickereien auf den Patches können sowohl Unbehagen als auch Dankbarkeit ausdrücken – Feminist Cross Stitch Club bietet Raum für jegliche Erfahrungen.
Das langsame Entstehen der Patches verdeutlicht den jahrelangen, schleppenden und vor allem anhaltenden Kampf für Gleichberechtigung. Der Workshop ermöglicht den Austausch von gemeinsamen Erfahrungen und Lebensgeschichten. Diese Selbstermächtigung drängt Gefühle wie fehlende Wertschätzung und Einsamkeit in den Hintergrund. Die kollektive Emanzipation wird durch die Gemeinschaft erreicht. Den Widerstand und dessen Forderungen in den Alltag zu übersetzen steht im Zentrum von Feminist Cross Stitch Club. Die entstandenen Patches werden zu unterschiedlichen Alltagsgegenständen verarbeitet. Das erlernte Wissen kann künftig privat praktiziert und je nach Bedarf adaptiert und angepasst werden. Überdies können die textilen Techniken an Freund:innen weitergegeben werden.
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Concept: Viktoria Ratasich