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13.07.2023

„It’s Getting Cold in Here!” – WIENWOCHE 2023 / DIE PROJEKTE

WIENWOCHE 2023 – Die Eröffnung

Am Freitag, 15. September, ab 18 Uhr heizt WIENWOCHE an der Rahlstiege (Mariahilfer Straße, Ecke Rahlgasse) einen zertifiziert klimaneutralen Schmelzofen gegen soziale Kälte an. Brennmaterial sind Beats & Thoughts, Party & Politics. Als Einheizerin und Moderatorin fungiert die einzig wahre „BUNDASKANZLERIN“ aka Lux Venérea aka Naya de Souza. Die Wahl-Berlinerin ist Sprecherin, HIV-Rechts-Aktivistin, Lehrende, transmediale Künstlerin, Chefköchin und genau das Multitalent, das eine Festivaleröffnung braucht. Die Rhythmen zum anfänglichen Aufwärmen steuert Maanila Santos de Moraes aka Ironica los culos bei.

Zur offiziellen Eröffnung von WIENWOCHE 2023 greifen Myassa Krait und Ezra Özmen zum Mikrofon, beide Vorständinnen des WIENWOCHE-Trägers „Verein zur Förderung der Stadtbenützung“. Die künstlerische Leiterin Jelena Micić, Co-Kuratorin Denise Palmieri und Geschäftsführerin Nataša Mackuljak erläutern anschließend die Kontexte von „It's Getting Cold in Here!“, ehe Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler das Festival vom Stapel lässt. Gorgon*Urban und Moistureride mobilisieren vor Ort für den CIStem-sprengenden FLINTA-Skate-Ride durch Wien „Give way darling, give way!“, am Freitag, 22. September, während der „Queerfeminist Choir“ unter der Leitung von Gloria Amesbauer aka GLAM mit marginalisierten Stimmen musikalisch Raum verschafft. Zum Abschluss der Eröffnung bringt EBOW Rahlstiege und Rahlgasse zum Tanzen, danach steigt im barrierefreien „Aux Gazelles“ gleich nebenan die Launch-Party zur neuen WIENWOCHE-Website mit den DJs von QUEERZILLA.

FR, 15.09.2023, ab 18:00 Uhr, Eröffnung von WIENWOCHE 2023, Rahlstiege, Mariahilfer Straße / Ecke Rahlgasse, 1060 Wien. Party im Aux Gazelles ab ca. 21:00 Uhr

Erinnerungskultur, Arbeitsmigration und Repräsentation

Seit den 1970er Jahren sind gut ausgebildete philippinische Arbeitskräfte Bestandteil des österreichi- schen Gesundheits- und Pflegesystems. Sie haben die deutsche Sprache erlernt, sich mit den hiesigen Gebräuchen arrangiert und gelten als Beispiele gelungener Integration. Trotz des akuten Mangels an Pflegepersonal setzt die österreichische Politik neu ankommende Philippinx* noch immer einem bürokratischen Spießrutenlauf aus und verzögert die Nostrifizierung ihrer Ausbildungen. Das geplante Anwerbeabkommen zwischen den Philippinen und Österreich harrt seiner Umsetzung.

Vor diesem Hintergrund bietet das Projekt „SULYAP“ der philippinisch-wienerische Künstlerin Chelsea Amada einen spezifischen Blick auf die Verschränkung von Migration und Arbeit: In einem Panel Talk sowie einem Hybridformat aus Installation, Kurzfilm-Screening und Ausstellung schaffen das Projekt Bewusstsein für das kulturelle Erbe der philippinischen Healthworker Community. In Zusammenarbeit mit JOONIV3RSE, einer kollaborativen Plattform der Türkisch-Wienerischen Kreativdirektorin und Filmschaffenden EYEOFBRC entsteht ein Themenraum. Er lädt zur Auseinandersetzung mit Fragen der Diaspora, des Arbeitsexports, der Kolonialgeschichte und mit persönlichen Erfahrungen. SULYAP öffnet den Kunst- und Kulturbetrieb für die unterrepräsentierte Philipinx Community und lädt vor allem junge Menschen der Diaspora ein, mehr über ihre Geschichte und ihr Erbe zu erfahren.

DI, 19.09.2023, 18:00 – 21:00 Uhr, Opening, ÖGB Catamaran, Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien tba: Panel „Memorandum of (Mis)understandings: Filipinx health workers in Austria”

LEGACIES OF THE HEALING“ betreibt kollektive Vermächtnisarbeit für, von und mit exotisierten Gruppen, wie der BIPOC Community. Die Projektträgerinnen erarbeiten gemeinsam Rituale, die sich als Performances und Prozessionen im öffentlichen Raum gegen das Vergessen einer rassistischen und menschenfeindlichen Geschichte stemmen: jene des „menschlichen Zoos“ im Wiener Prater, wo Wienerinnen Ende des 19. Jahrhunderts „ausgestellte“ Menschen aus Afrika begafften. Mit einer Collage aus spirituellen, musikalischen und anderen Praktiken will „Legacies of the Healing“ die historischen Wunden heilen und gegenwärtige zur Sprache bringen. Die Performance ereignet sich unter den panafrikanischen Farben der Black Liberation Flag, auch bekannt als Marcus Garvey Flagge: als Akt der Erinnerung, des Widerstands, der Stärke und der Verbundenheit mit Menschen afrikanischer Abstammung, egal wo auf der Welt sie leben. Die Solidarität der Performer*innen gilt auch den braunen und indigenen Völkern der Diaspora aus Abya Yala (= Amerika) und Asien, die ebenso von der eurozentrischen Weltsicht und Herrschaft betroffen und einer dehumanisierenden Behandlung ausgesetzt waren bzw. sind.

SO, 17.09.2023, 14:00 – 16:00 Uhr, Jesuitenwiese, Prater, 1020 Wien

AuPair-Repair“ beschäftigt sich aus lateinamerikanischer Perspektive mit Au-Pair Arbeit in Österreich. Auf Agentur-Websites und in Prospekten wird Au Pair als kultureller Austausch auf Augenhöhe und als Win-Win-Situation für alle Beteiligten vermarktet. Doch die Arbeitsrealität der Au- Pairs entspricht häufig nicht den geschürten Erwartungen, zwingt sie in Isolation, Abhängigkeit, mitunter auch in manifeste Ausbeutungsverhältnisse. Als neugeformtes Netzwerk will „AuPair-Repair“ aktuell arbeitende und ehemalige Au-Pairs vernetzen, sie über rechtliche Rahmenbedingungen aufklären und einen Ort für Austausch, Unterstützung und Gemeinschaft anbieten. Workshops (u. a. mit LEFÖ – Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen*) und Radio-Interventionen auf Orange 94.0 runden das Angebot ab.

SA/SO, 02/03.09.2023: AuPair-Repair beim Volksstimmefest
SO, 17.09., DO, 21.09, SO, 24.09.2023, Get Together & Workshops, Anmeldung erforderlich

Institutionen, Netzwerke und das „Museum der Migration“

MUSMIG“ ante portas. Das „Museum der Migration“ steht vor seiner Eröffnung im Rahmen von WIENWOCHE 2023. Es schließt eine schmerzliche Leerstelle des institutionalisierten Museumsbetriebs in der Kulturstadt Wien. Der Lückenschluss funktioniert dank einer migrantischen Selbsthistorisierung, angeleitet durch die Kurator*innen Ljubomir Bratić, Elena Messner und Gabriela Urrutia Reyes. Ihnen ist es gelungen, das Museum in der Aula der Akademie der bildenden Künste zu verorten. Dort öffnet das MUSMIG am Samstag, 16. September, die Pforten. Und seinen Sendebetrieb: Radio MUSMIG, hosted by Radio Orange, sorgt für die audiophone Erlebbarkeit der österreichischen Migrationsgeschichte, deren diskursive Begleitung sowie Live-Einstiege vom Eröffnungstag. Was dem jungen und ambitionierten Museum noch fehlt? Eine Direktorin. Qualifizierte Empfehlungen für diese verantwortungsvolle Leitungsfunktion nimmt das Kurator*innen-Team gerne entgegen. Ansonsten heißt MUSMIG alle Besucher*innen und Menschen an den Empfangsgeräten herzlich willkommen!

SA, 16.09.2023, 10:00 – 18:00 Uhr, Aula Akademie der bildenden Künste, Schillerplatz 3, 1010 Wien DO, 21.09.2023, Round Table Talk: „Wer hat Angst vorm Museum der Migration?“ mit Direktor*innen mehrerer Wiener Museen, Depot – Kunst und Diskussion, Breite Gasse 3, 1070 Wien

FOKUS: SENIOR ARTIST“ ist der Titel eines Themenfokus der IG Bildende Kunst rund um Kunst und Alter. Die Schau flankieren drei Expertinnen-Workshops, deren Ergebnisse als themenbezogene kunstpolitische Forderungen formuliert sowie Strategien und Erfahrungen zu einem Informationspool gebündelt werden. Ziel von „Fokus: Senior Artist“ ist es, die Lebens- und Arbeitsbedingungen alternder Künstlerinnen zu verbessern.

MI, 20.09.2023, 14:00 – 18:00 Uhr, Fokus Senior Artist
IG Bildende Kunst, Gumpendorfer Straße 10 – 12, 1060 Wien
15:00 – 16:00 Uhr: „Alternative Biografien“, Veronika Burger, Intervention by Ahoo Maher 16:00 – 17:00 Uhr: „Diaspora und Demenz“: Zehra Baraçkılıç, Intervention
17:00 – 18:00 Uhr: „Vor- und Nachlässe“: Barbara Petritsch, Intervention by Johanna Kirsch

GEWÄCHSHAUS“ ist eine Plattform für Diversifizierung im Filmbereich, die sich vor allem an Black und People of Colour (BPoC) richtet. Sie lädt im Rahmen von WIENWOCHE zu Drehbuchworkshops, einem Kurzfilmscreening sowie zu einer Protestwanderung ein.
Im Mittelpunkt stehen BPoC und ihr Erleben von „Shame“ und „Shaming“. Der Großteil der BPoC- und Migra-Bevölkerung in Österreich lebt in Städten. Sich allein im Grünen aufzuhalten, ist für sie oft mit unangenehmen Gefühlen verbunden, ganz zu schweigen von den Mikro-Agressionen, die ihnen speziell am Land begegnen können. Im solidarischen Wandern löst „Gewächshaus“ das gesetzlich Versprochene ein: diese Lebens- und Erholungsräume seien für buchstäblich alle Menschen angst- und repressionsfreie Areale.

SA, 16.09.2023, 16:00 – 18:00 Uhr: Protestwanderung (Claim your space!)
SO, 17.09.2023, 17:00 – 19:00 Uhr: Diskussion & Screening, Metro Kinokulturhaus, Johannesgasse 4, 1010 Wien
DI, 19.09.2023, 16:00 – 19:00 Uhr: Workshops, VBKÖ, Maysedergasse 2/28, 1010 Wien

WIENWOCHE 2023: „Gewächshaus“, „Imagine”. © Paola Lesslhumer, Imagine

IMAGINE! Nicht nur John Lennon hat mit diesem Aufruf zum gemeinsamen Nachdenken und Phantasieren angeregt. Unter der künstlerischen und musikalischen Leitung des Romanes-Labels Father & Bastards kreieren WIENWOCHE und die VIENNA DESIGN WEEK einen gemeinsamen Ort, an dem nach der Corona-Pause Konzerte, DJ-Lines, Performances und künstlerische Interventionen das Zusammenkommen zweier Gruppen beflügeln: der Design-Community sowie der intersektionalen und aktivistischen WIENWOCHE-Crowd. Father & Bastards kreieren dafür im Garten des ehemaligen magdas HOTEL im Prater das ideale Ambiente. Beide Gruppen lotsen ihre Gemeinsamkeiten aus, ohne die Differenzen nivellieren zu müssen.

Stell dir vor, es gibt einen Raum für Austausch und Begegnung abseits von Lohnarbeit, Alltagsstress und dem, was uns zu trennen scheint! Stell dir vor, dieser Ort ist im öffentlichen Raum, zugänglich, offen, einladend und feiert unsere Verletzlichkeiten als das Verbindende! Stell dir vor, es ist ein Wochenende im September und du lernst neue Menschen kennen, mit denen du ein gemeinschaftliches Fest genießt!

SA, 23.09.23, 16:00 – 22:00 Uhr, Festivalzentrale VIENNA DESIGN WEEK 2023, Laufbergergasse 12, 1020 Wien

Queerfeministische Gewebe

GIVE WAY DARLING, GIVE WAY!“ ist das gemeinschaftliche Projekt des Performance Duos Gorgon*Urban und Moisturride. Zusammen mit allen FLINTA (Female, Lesbian, Intersexual, Non- Binary, Trans, Agender) Skater*innen Wiens wollen sie, ja(!), das Patriachat überrollen. In Skating- Workshops und Community Spaces entdecken FLINTA ihre Liebe zum Board. Das gemeinsame Masken-Basteln erhöht ihre Inkognito-Skills. Die antipatriarchale Ausfahrt startet am Stadtrand beim Moisturride Kiosk. Lautstark führt die Route durch die Innenstadt, vorbei am Dr.-Karl-Lueger-Platz bis zum Karlsplatz. Motto der Feierfahrt: „Smash the CIStem! Gemeinsam sind wir lauter und stärker. Gemeinsam rufen wir nach Veränderung. Wir sind viele und haben keine Angst laut zu sein.“

MO, 18.09.2023, 16:00 – 17:00 Uhr, Skateworkshop für FLINTA Personen Kiosk, Mariahilfer Straße 166, 1150 Wien
FR, 22.09.2023, 16:00 – 20:00, GIVE WAY DARLING, GIVE WAY!
Start: Kiosk, Mariahilfer Straße 166, 1150 Wien

„Partytime!!!“ Wenn das legendäre Bicha Boo Collective ruft, strömen Wiens Nachteulen zusammen. Für WIENWOCHE schmeißt das Kollektiv eine Party zu Ehren von Eros: „IT‘S SO HEATING!“. Ehe uns der kommende Winter mit Kälte und Isolation konfrontiert, wollen wir uns noch einmal so richtig aneinander wärmen. Bicha Boo verspricht „ein queer- und BIPoC-fokussiertes Party-Environment: klimafreundlich, fürsorglich, alkohol- und drogenfrei – und seeeeehr erotisch.“

DO, 21.09.2023, 16:00 – 22:00 Uhr, Sargfabrik, Goldschlagstraße 169, 1140 Wien

Gloria Amesbauer, besser bekannt unter dem Künstler*innennamen GLAM, schlüpft für WIENWOCHE in die Rolle der Chorleitung und versammelt 25 trans* und nonbinäre Menschen, die dem QUEERFEMINIST CHOIR die Stimmen leihen. GLAM schreibt die Chor-Arrangements nicht fürs klassische Sopran-Alt-Tenor-Bass-Setting, sondern genau für jene marginalisierten Körper, die sie singen, sprechen, flüstern oder sonstwie stimmlich zum Klingen bringen. Die Proben münden in Live- Performances des QUEERFEMINIST CHOIR im öffentlichen Raum.

18./20./21.09.2023, 16:00 – 20:00, Vocal Workshops, VBKÖ, Maysedergasse 2/28, 1010 Wien FR, 22.09.2023, Peformance, tba
SO, 24.09.2023, 16:00 – 16:30, Performance, Yppenplatz, 1160 Wien

Kontext im „Depot – Kunst und Diskussion“

Keine WIENWOCHE ohne diskursive Inputs zum Festivalthema. Neben der bereits oben erwähnten Podiumsdiskussion „Wer hat Angst vorm Museum der Migration?“ hosten WIENWOCHE und der Diskursort „Depot – Kunst und Diskussion“ zwei Gesprächsabende mit Expert*innen rund um (post-)koloniale Fragestellungen. Zur Debatte stehen zum einen die Optionen des Kulturaustauschs, wie sie ab Mitte des 20. Jahrhunderts unter den Blockfreien Staaten – insbesondere im ehemaligen Jugoslawien – gepflogen wurden, sowie die Hintergründe zum oben erwähnten Projekt „Legacies oft he Healing“.

MO, 21.09.2023, 19:00 Uhr, Round Table Diskussion: „Sharing Decolonial Strategies of VHZ 1896 – Legacies of the Healing: Ritual – Procession – Performance”
DO, 21.09.2023, 19:00 Uhr, Round Table Diskussion: „Wer hat Angst vorm Museum der Migration?“ mit Direktor*innen mehrerer Wiener Museen

MI, 20.09.2023, 19:00 Uhr: „Cultural Exchanges within the Non-Aligned Movement: A Former Yugoslav Perspective”
Alle: Depot – Kunst und Diskussion, Breite Gasse 3, 1070 Wien

Für alle Veranstaltungen im Rahmen von WIENWOCHE gilt: Eintritt frei!

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