It's Getting Cold in Here
Schon wieder befinden wir uns in der Kälte. Das Alte, das Neue, das Unendliche. Wir sind gezwungen, die Eskalation der imperialistischen Ansprüche und die drohenden nuklearen Spannungen zu bewältigen. Die Welt polarisiert sich in Freund*innen und Feind*innen, wobei ausschließlich die Verbündeten Anspruch auf Ausbeutung erheben. Die Feind*innen sind sicher(?).
Vor der Lieferketten-Neukonfiguration mussten diese vollständig abgebildet werden. Engpässe wiesen auf die riskanten (globalen) Ressourcenabhängigkeiten hin und die einwandfreie Versorgung der Mächtigen musste wiederhergestellt und legalisiert werden. Staatliche Vorschriften diversifizierten die vertrauenswürdigen Lieferanten*innen, aber auf wessen Kosten? Wessen Energie gewährleistet eine solche neu gestaltete Sicherheit? Die (Nicht-)Bürger*innen verdecken die ideologische Trennung der Ausbeutungsketten, die von und zum Nachteil der globalen Mehrheit aufrechterhalten werden. Ohne Zustimmung verlieren wir die Kontrolle über die (eigene) Energie. Es muss nichts Besonderes getan werden, um zur Rechenschaft gezogen zu werden. Das dringende Erfordernis der Positionierung ist gegeben, während wir gleichzeitig tagtäglich (unfreiwillig) in die globalen Neuausrichtungen eingebettet sind.
In der Zeit der erneuten umfangreichen Pushbacks öffnen die EU-Staaten selektiv die Grenzen für die (über-)qualifizierten, unverzichtbaren Arbeitskräfte aus Übersee. Ein Kampf um Prestige, und nicht um angemessene Sozialprogramme. Konditionierte Teilhabe beginnt mit Selbstzensur und Selbstexotisierung, wobei das Überleben die Erfüllung von Erwartungen voraussetzt, die von der dominanten Kultur akzeptiert werden. Auch wenn ein sicherer Aufenthaltsstatus (vorübergehenden) Komfort bieten mag, ist er ein kapitalistischer Teilungsmechanismus des auf Staatsbürger*innenschaft und Nationalstaat basierenden hegemonialen Narrative.
Warum sind wir noch gehorsam? Wir sind die zukünftigen Klimaflüchtlinge auf diesem Planeten.
WIENWOCHE unterstützt die herausfordernde Aktion, eine Koalition zwischen verschiedenen Kämpfen zu bilden. Wir sind eine Plattform für transdisziplinäre Subversionsstrategien, welche die zugrundeliegenden CIStems der Unterdrückung un(ter)_minieren. Euer Festival begrüßt die vereinten Bemühungen widerständiger kolonisierter vitaler Energien, repatriierter und nicht(!) oder noch nicht produktiver erschöpfter Körper und bietet Formate für fürsorgliche Selbstdarstellung und Praktiken der Heilung. Wir anerkennen und respektieren Unterschiede und schaffen Räume für die Politisierung von Gemeinschaften. Die gemeinsamen Bemühungen der Festivalprojekte konzentrieren sich auf die Artikulation politischer und kultureller Ränder und auf die Neuverhandlung der Bedingungen, die die Beziehungen zwischen der Arbeitskraft und den mehr-als-menschlichen Gemeinschaften betreffen. Unser Körper und unser Geist leiden unter den Auswirkungen der brennenden Welt. Unsere Hormone werden durch die Qualität der Substanzen, die wir konsumieren, beeinflusst, aber wir wagen es, unsere Einzigartigkeit zu feiern und uns gegen auferlegte Normen aufzulehnen. Wir werden nicht zulassen, dass die Errungenschaften der Migrations-Communities ständig zum Schweigen gebracht werden und in den Höfen, Kellern oder Depots von Wien verstauben.
Wir sprechen für uns selbst und programmieren als Gemeinschaften. Kleine Leute sind die Supermacht. Als sogenannte Drittstaatsangehörige behandelt, entscheiden wir uns dafür, bündnisfrei zu bleiben.
Lassen Sie uns das gemeinsame Erbe der WIENWOCHE praktizieren.
Jelena Micić & Denise Palmieri