Oikos: 'The House'
Curated by: Deniz Güvensoy
WIENWOCHE
Das griechische Wort ‚Oikos’, was „Haus“ oder „Heim“ bedeutet, ist der gemeinsame Ursprung der Begriffe Ökologie (oekologie) und Wirtschaft (oikonomia). Die Natur ist unser Zuhause, wie das Wort „Ökologie“, die „Studie des Hauses“, beweist. Ökonomie bedeutet im Altgriechischen wörtlich „die Haushaltsführung“, doch werden Hausarbeit und Kindererziehung aus dem Produktionszyklus ausgeklammert und als weibliche Aufgaben betrachtet. In ähnlicher Weise werden die grundlegenden Arbeitskräfte, die unsere Straßen reinigen, bauen, uns mit Lebensmitteln versorgen, unsere Abfälle entsorgen und sich um Kranke und ältere Menschen kümmern, auf die unterste Ebene der hierarchischen Arbeitsordnung gestellt. Die Sorgearbeit, welche die lebensnotwendigen Bedürfnisse der Arbeiter:innen – die das grundlegende Element des Wirtschaftssystems sind – abdeckt, wird abgewertet und auf die private Sphäre beschränkt, die als Heim/ Oikos dargestellt wird.
Das kapitalistische Wirtschaftssystem zeigt absolutes Desinteresse am Begriff „Fürsorge“, der als Erhaltung der wesentlichen körperlichen Bedürfnisse und der emotionalen Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit und Liebe definiert wird. In der Tat sind Selbstfürsorge, Gemeinschaftsfürsorge, Umweltfürsorge und Klimapflege miteinander verbunden, um unser physisches und psychologisches Wohlbefinden zu sichern.
Oikos ist eine Ausstellung, die Performances, Workshops, Zeichnungen, Videos und Installationen versammelt und sich mit den ausbeuterischen Bedingungen und der mangelnden Sorgfalt im wirtschaftlichen und ökologischen Bereich befasst. Mit diesen künstlerischen Interventionen richten wir den Blick auf viele Fragen bezüglich Vertreibung, unsichtbarer und essentieller Arbeit, Fürsorge für Menschen und Nicht- Menschen.
Es ist sehr bezeichnend, dass die etymologische Verbindung zwischen „Ökologie“ und „Ökonomie“ das Wort „Heim“/„Haus“ ist. Die Hauptopfer der wirtschaftlichen Ungleichheit, der Ausbeutung und der Umweltzerstörung sind die gleichen Subjekte: die Indigenen, die Migrant:innen, die Bauer:innen, die Frauen*, die Kinder, die Alten, die Flüchtlinge, die Armen, die Arbeiter:innen, die Pflanzen, die Bäume, die Tiere, die Meere, die Wälder und die Minen. Die brutalen Anforderungen der Massenproduktion haben verheerende Auswirkungen auf unser „Haus“ und wir brauchen mehr Verständnis, Fürsorge und Zuneigung um es zu erhalten.
Credits
Curated by: Deniz Güvensoy
Coordinator: Gabriela Urrutia Reyes
Artists: Rawan Almukhtar, Miriam Bajtala, Oke S. Fijal, Pramila Lama, Sheri Avraham, Shahrzad Nazarpour and Morteza Mohammadi, Frida Robles Ponce and Álvaro Collao, Aleyda Rocha, Monika Volk, Anastasiya Yarovenko
Zugehörige Veranstaltungen
17.09.
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24.09.
Aleyda Rocha